Sie hat sich spielend erfahren

Die Dotterblume neigte und wiegte sich sanft,
und Sonnenauge und sein Schäfchen freuten sich über den klaren
Überblick und den tiefen Einblick, den sie von ihrem Hochsitz aus hatten.
Es war ihre eigene Klarheit und Tiefe, die sich im Kelch dieser Blüte
widerspiegelte, das spürten sie wohl! Es war ihr eigenes Leuchten, das
durch ihre Zahlen und Buchstaben lief und über das zarte Muster,
das Sonne und Wind in ihre Blütenblätter flochten.
‘Morgenträne hat immer mit ihrer Dotterblume gesprochen – auch,
als sie noch ganz fest schlief! Sie muss genau gewusst haben,
welchen Reichtum sie in sich trägt!’ sagte Sonnenauge.

‘Sie hat sie spielend erfahren!
Sie hat mit ihr geschaukelt und gelacht.
Sie hat sich selbst erfahren in ihr!
Und sie hat manchmal ihr Ohr ganz
nah an ihr Herz gelegt dabei.
Sie hat sie wach geliebt!

Wenn Du dieses Spiel Morgentränes mit ihrer
Schaukelnden Dotterblume begreifen und spielen lernst,
erfährst auch Du alles über Dich!’
sagte das Wolkenschaf.

‘Du
erfährst Dich

als Grund für
Deine Freude und Dein Leid
– als Urwurf –
der sich im Vorwurf entzweit,
der sich verwirft und verwehrt,
weil er mehr als das Ganze
begehrt.

Du erfährst Dich
– als Spiel –
das sich spielend geniert,
und dabei seine Unschuld verliert,
zwischen Zielen, Zieren, Agieren,
Das Balancieren!

Als
Kind
erfährst Du Dich, das steht
und ängstlich seinen Blick verdreht
– verlassen vom Vertrauen –
sich liebend zu durchschauen.
Als ‘Grauer Wicht’,
der wankt und zankt
– verneint, beweint –
– betrügt, belügt –
sich nie
genügt.

Bis er
die Arme breitet
und sich zum Kelch ausweitet
hinab, hinauf und rundherum im Spüren, Danken, Einen

im spielerischen OM und UM und
Morgentränenweinen.

Du
spielst
so lang,
bis Du begreifst,
dass jede Träne
aus der Mitte reift

und jede Blüte
im Licht
Deiner
Liebe
und
Güte.

Vom Ur-,
zum Vor-, zum Ver-, zum
Ent- der Würfe Deines Lebens
lernst Du, Dir zu vergeben,
lernst Du, Dir zu genügen
als Licht im
Urvergnügen!’