So groß
war die Sehnsucht aller
nach der Sonne!

… Es war Morgen …
Die Luft war noch ganz kühl vom Tau,
denn die Sonne war noch nicht hervorgekommen hinter den Bergen.
Die Vögel zwitscherten in den Zweigen, die Fliegen putzten ihre Flügel,
und die Käfer schauten neugierig unter ihren Blättern hervor.
Alle warteten auf die Sonne!

Auf einem Sumpfpolster am Rande eines Teiches stand eine Dotterblume. Ihr Kopf war rund und prall wie ein Bällchen. Sie schlief noch ganz fest. Auf ihrem Kopf saß ein Tautropfen, lachte vergnügt und leuchtete wie ein Stern.
„Hoppla, Pferdchen … spute Dich Pferdchen … wir reiten zur Sonne!“, rief er übermütig und presste seinen dicken Tautropfenbauch so entschlossen gegen
den Kopf der Dotterblume, dass es wirklich so aussah, als wollte er mit ihr
zur Sonne hinaufpreschen.

Plötzlich aber rutschte er ein Stück zurück, legte seine Arme liebevoll um ihren Hals und flüsterte ihr ins Ohr:
„Siehst Du die Sonne dort auf der anderen Seite der Berge? Gleich werden wir bei
ihr sein! Dann wachst Du auf und bist die schönste Blume auf diesem runden
Erdenball!“ Sprach’s – und gab seiner Blume einen zärtlichen Kuss.
Dann richtete er sich auf, schnalzte mit der Zunge
und stimmte ein Lied an:

„Blume
– Pferdchen – einerlei! –
… ist das Herzchen nur dabei! …
Nur des Herzens froher Sinn
führt zur Sonne
hin!“

Andere Tautropfen fielen ein – und bald klang es,
als ob Hunderte von Glöckchen durch den dämmrigen
Morgen hüpften, um den Tag herbeizurufen:

„Kling
– klong – klang –
kling – klong – klang!
Hörst Du – Erde – den Gesang?
Bring uns nun zur Sonne hin – klingeling!“


U
n
d

die
Erde-
die plumpe, schwere, uralte Erde –
drehte sich
– kaum einer bemerkte es –
sie drehte sich und
trug sie der Sonne
entgegen.

So
groß
war
die
Sehnsucht
aller
nach
der
Sonne!